Amerikanische Glücksfindung

Lesen war lange Zeit etwas, das mich eher abgeschreckt als interessiert hat. Das hat sich in den vergangenen Jahren zum Glück geändert, auch dank der Entdeckung des wunderbaren Haruki Murakami. Weil ich mich literarisch aber auch etwas breiter aufstellen und ein wenig Abwechslung in mein Lesen bringen wollte, habe ich mich gefragt, was für Bücher mich interessieren könnten. Ich kam dann schnell zu Büchern, die sich mehr oder weniger mit dem “Sinn des Lebens” befasst.
Zum einen war da “Das Café am Rande der Welt” von John Strelecky. Eine sehr kurzes Buch, was mir erst mal sympathisch erschien. Jetzt hatte ich mich vorher nicht genauer mit dem Autor befasst, sonst wäre mir vielleicht schon aufgefallen, worauf ich mich da einlasse. Auf 128 kompakten Seiten betritt der Leser das mysteriöse Café am Rande der Welt, in das sich der Protagonist scheinbar zufällig verirrt, und muss sich durch Pseudophilosophie und Küchenpsychologie hindurch kämpfen, sodass er gegen Ende des Buches das Verlassen jenen Ortes als eine Art Erlösung empfindet. Es mangelt leider an tiefgründigen Auseinandersetzungen mit den schwierigen Fragen des Lebens. Stattdessen lernen wir, dass es einfacher ist, mit dem Strom zu schwimmen, als gegen ihn. Strelecky verdient sich mit diesem Konzept allerdings schon seit Jahren seinen Lebensunterhalt, Millionen Menschen scheint das zu begeistern. Vielleicht ist das verborgene Ziel aber auch, die Qual des Lesens dieses Werkes zu erleben, um anschließend besonders dankbar für sein Leben zu sein.
Das zweite Buch, in dem ich hoffte, interessante Gedankenanstöße zum Leben an sich zu finden, war “Dienstags bei Morrie” von Mitch Albom. Der Sportjournalist erfährt aus dem Fernsehn, dass ein alter Professor von ihm, den er sehr schätzte, an ALS erkrankt ist und bald sterben wird. Darauf entscheidet er sich, ihn zu besuchen, woraus sich das Ritual ergibt, dass er jeden Dienstag zu ihm kommt, um über das Leben zu sprechen. Die Geschichte gewinnt ob der Tatsache, dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt, an Emotionalität. Gestört hat mich, dass das Setting relativ langsam aufgebaut wird, wir aber dennoch wenig über Morrie erfahren. Auch werden einzelne Themen in einer Art abgehandelt, dass es zu jedem Thema (wie bspw. dem Tod) eine richtige Antwort / Weisheit gibt. Des Weiteren wird die Person Morrie hoffnungslos idealisiert und sehr unkritisch betrachtet. Gefallen haben mir hingegen die Einblicke in das Interaktionsverhalten und das Mindset von einem Charakter wie Morrie. Man kriegt eine ungefähre Vorstellung, woher er seinen Lebensmut nimmt, auch wenn der Fokus ausdrücklich nicht auf den Schwierigkeiten liegt, die er durchleben musste, um so zu werden, wie er ist. In der Schilderung zweier Bereiche brilliert das Buch: die Sicht auf Mitmenschen und den “Wert” von menschlichem Kontakt. Ich erinnere mich, hier einige Denkanstöße mitbekommen zu haben.
Von “Das Café am Rande der Welt” kann ich nur abraten, die Lektüre von “Dienstags bei Morrie” bereue ich nicht. Beide Bücher konnten meine Erwartungen leider nicht erfüllen. Sie probierten, auf komplexe Fragen allzu einfache Antworten zu finden. Wenn man etwas über den Sinn des Lebens lesen möchte, ist es aber vielleicht auch eine falsche Strategie, sich Bücher anzuschaffen, die von sich behaupten, sich mit dem Sinn des Lebens auseinander zu setzen. Für mich ist dieses Konzept der amerikanischen Glücksfindung jedenfalls sehr unbefriedigend, weswegen ich in Zukunft die Finger von vergleichbaren Büchern lassen werde.

Russland

Guckt man sich dieser Tage Russland und Amerika an, könnte man meinen, der kalte Krieg hätte nie aufgehört. Sich im direkten Gegenüber die Köpfe einzuschießen hat sich in der Vergangenheit nicht bewährt, deswegen führt man lieber Stellvertreterkonflikte um politischen Einfluss aber eigentlich hauptsächlich um Ressourcen in Ländern, in denen sich wegen der desaströsen sozioökonomischen Lage niemand dagegen wehren kann. Oder man manipuliert eben im Verborgenen und tut dann so, als wisse man von nichts.
Ohne Frage ziemlich asozial und wenig zielführend. Und beide Seiten geben sich da relativ wenig. Die USA versuchen, Videos auf denen Soldaten offensichtlich Zivilisten und Journalisten ermorden, verschwinden zu lassen. Russland bombardiert ein Krankenhaus. Die NSA überwacht alles, Russland manipuliert den Wahlkampf. Eine Frau, die brutalste Foltermethoden angeordnet hat wird, Chefin der CIA. Von irgendwo her taucht ein tödliches Gift auf und erwischt einen ehemaligen russischen Agenten.
Das könnte man endlos so weiterführen und die Liste an unmenschlichen Gräueltaten würde  lang sein. Da geben sich auch beide Seiten nichts. Seit der Wahl Trumps sind auch die Führungsstile der Länder näher aneinander gerückt. Ziemlich eindeutig verdienen also beide Verachtung.
Doch findet in der öffentlichen Diskussion eine interessante Gewichtung statt. Da wird dann auf einmal das kriegerische Handeln der USA, das angeblich zur Verteidigung dient (denn sonst wäre es ja völkerrechtswidrig) in Schutz genommen. Zuletzt saßen in einer Runde bei Anne Will einige Menschen, um sich über ein relatiertes Thema zu unterhalten. Guckt man sich an, wer da saß, findet man schnell heraus, dass drei der Gäste im Vorstand der proamerikanischen Transatlantischen Brücke sitzen, also einem Interessen-/Lobbyverband. Das wird in der Sendung nicht erwähnt. Und sehr oft fällt mir auf, dass ich – obwohl ich versuche, mich relativ umfassend und ausgewogen zu informieren – kaum amerikaskeptische Berichte entdecke.
Außer in ziemlich linken Medien. Da wiederum sind die USA immer der Teufel. Und – noch viel erschreckender – Russland ist ganz lieb und unschuldig. Gut, im Bundestag ließen sich kürzlich auch einige Linke Politiker dazu hinreißen, die Annexion der Krim als widerrechtlich einzuordnen, aber nur in einem Nebensatz, der dazu diente, mit einem “, aber…” eine Kritik an Amerika einzuleiten.
Da frage ich mich schon, was in den Köpfen dieser Menschen vor sich geht. Nur weil der eine blöd ist, heißt das nicht, dass der andere automatisch toll sein muss (und umgekehrt). In Russland steht es um die Menschenrechte deutlich schlechter, als in den USA. Und auch in anderen Vergleichen kommt die russische Föderation schlechter weg. Nur, weil Lenin irgendwann mal den Kommunismus ausprobiert hat, feiern sie jetzt ein Land, das autokratisch regiert wird und extrem weit weg von irgendeiner Idee von sozialer Gerechtigkeit existiert? Lieber würde ich sehen, dass die Bewertung beider Länder anhand ihres Handelns getroffen und nicht gegeneinander aufgewogen wird. Sonst kommen wir schnell in den ach so beliebten Whataboutism, der nur die Aufmerksamkeit umlenkt ohne eine inhaltliche Auseinandersetzung und somit auch ohne eine Veränderung zu bewirken.

Reichtum macht reich: wie Deutschland gerechter werden kann

Jens Spahn (CDU) hat vor ein paar Wochen behauptet, man könne gut von Hartz IV leben und, dass wir keine Tafeln bräuchten. Unlängst kam heraus, dass die Regierung den Hartz IV Satz künstlich runter gerechnet hat – u. a. um Milliarden an Einkommenssteuer zu sparen (höherer Hartz Satz = höherer Freibetrag). Insofern kann man Herrn Spahn vielleicht sogar Recht geben: mit dem “richtigen” Satz könnte man von Hartz IV leben. Über das “gut” kann man dann immer noch streiten. Immerhin hat die Regierung einen Abschied vom System Hartz angekündigt.
Auch bei den Tafeln hat er Recht: Deutschland ist ein so wohlhabendes Land, dass es problemlos möglich wäre, alle Menschen zu ernähren. Niemand müsste auf der Straße leben und keine privaten Organisationen müssten sich um die Verteilung von Essen kümmern. WENN das Land seiner Verpflichtung nachkommen würde, den Wohlstand zu nutzen, um dem Allgemeinwohl zu dienen. Da das nicht passiert und die Regierung hier scheinbar auch nach der Aufregung um die Essener Tafel, die nur noch Nahrung an “deutsche” Besucher ausgegeben hat (was auch eine höchst fragwürdige Entscheidung war), keine Veränderungen in Aussicht stellt, brauchen wir die Tafeln aber leider doch.
Dabei wären Veränderungen bitter notwendig. Während sich immer mehr Reichtum bei immer weniger Menschen versammelt (die zehn reichsten Deutschen besitzen über 50% des Vermögens [1]), gibt es immer mehr Menschen, die in Armut leben müssen (die ärmsten 50% besitzen gar kein Vermögen, wenn man ihre Schulden mit einbezieht) – also haben sie absolut (und nicht relativ) gesehen weniger Geld zur Verfügung. Und das in einem wohlhabenden Land. Die Schere zwischen arm und reich, die trotz der Beteuerung zahlreicher Regierungspolitiker, etwas dagegen tun zu wollen, immer weiter auseinander geht, ist ein eine Entwicklung, die in höchstem Maße gesellschaftsschädigend ist. Einkommensungleichheit ist eine Wachstumsbremse für ein Land. Sie hat außerdem Unzufriedenheit zur Folge, die mutmaßlich ihren Teil zum Ergebnis unserer letzten Bundestagswahl beigetragen hat. Des weiteren ist ein gewisser (finanzieller) Lebensstandard zur Zufriedenheit unerlässlich, wohingegen ab einer gewissen Grenze das Vermögen in keiner Korrelation mehr zur Zufriedenheit steht. Ein höheres Einkommen ist außerdem assoziiert mit einer besseren Gesundheit und höheren Lebenserwartung (keine Kausalität). Hier fällt einem unser Zweiklassengesundheitssystem ein. “Geld ist Macht” ist zudem leider ein treffendes Sprichwort.
Natürlich nehmen die “Reichen” den “Armen” das Geld nicht weg. Deswegen ist das Wort “Umverteilung” auch sehr irreführend. Die ärmsten Deutschen sind ja nicht arm, nur weil die reichsten Deutschen reich sind. Der wichtigste Akteur ist der Staat: er schafft die Rahmenbedingungen, die zu so einer Entwicklung überhaupt führen können. Und auch wenn unsere Regierung immer wieder betont, wie wichtig soziale Gerechtigkeit ist, sind entscheidende Mittel hierzu weitestgehend Tabu.
Ein höherer gesetzlicher Mindestlohn wird immerhin noch diskutiert. Hier muss die Regierung natürlich kleine und mittelständische Unternehmen unterstützen, damit die daran nicht zugrunde gehen.
Auch die Debatte über Erhöhung der Hartz IV Sätze könnte nach der jüngsten Meldung über die “Schönrechnung” neu entfachen. Hier hören die Ideen dann aber auch auf.
Dabei wäre eine sehr effektive Maßnahme, die Einkommenssteuer im Spitzenverdienerbereich zu erhöhen. Der Satz liegt gerade bei 45%, die durch Freibeträge und Subventionen freilich nie erreicht werden.
Die 1997 abgeschaffte Vermögenssteuer könnte außerdem ein Mittel sein, um gegen das immer stärkere Anhäufen von Vermögen vorzugehen.
In Deutschland zahlt man auf Arbeit mehr Steuern als auf die Erträge durch Kapital. Wenn ich also einfach Geld besitze und das anlege, vermehrt sich mein Vermögen, ohne, dass ich irgendetwas dafür tue. Gehe ich für das gleiche Geld Arbeiten, muss ich einen deutlich größeren Anteil abgeben. Damit sich einfaches “Geld besitzen” nicht mehr lohnt als Arbeit, sollte die Kapitalertragssteuer erhöht werden.
Eine Finanztransaktionssteuer würde außerdem den Staat an den Geschäften des Finanzmarkts stärker beteiligen.
Zu guter Letzt sei auch noch die Erbschaftssteuer erwähnt. Circa ein Viertel der heutigen Superreichen sind deshalb reich, weil sie reiche Eltern hatten. Und das wären sie auch nach einer Besteuerung noch, nur eben etwas weniger. Ungefähr drei Prozent des Vermögens wird in Deutschland jedes Jahr vererbt. Davon sieht der Staat aber dank Sonderregelungen und Freibeträgen viel weniger.
Skeptiker befürchten bei Steuererhöhungen oft den Weggang der Besserverdiener oder den Wegzug von Firmen in andere Länder. Ich halte diese Befürchtungen für etwas übertrieben. Für die Regierung würde es natürlich bedeuten, die Unterstützung durch einige finanzstarke Gruppen zu verlieren – was aber der Gerechtigkeit nicht schaden würde.

Mit den Mehreinnahmen könnte der Staat auf direktem oder indirektem Weg viele Menschen aus der Armut heraus holen, ohne einen weiteren in die Armut zu schicken. Menschen in anspruchsvollen oder anstrengenden Berufen würden weiterhin mehr verdienen als welche in einfacheren. Es wäre eine gerechtere Welt mit mehr zufriedenen Menschen, in der jeder gut von Hartz IV leben könnte und wir keine Tafeln bräuchten.

Fußnoten:
[1] Diese Zahlen beruhen auf einer Umfrage. Vermutlich ist das Ergebnis noch extremer, denn die Teilnahme war freiwillig. Die aller Reichsten haben tendenziell vermutlich gar nicht teilgenommen.

Dieser Netflix Trick schaltet dir die geheimen Kategorien frei!

Hach ja, sorry für den Clickbait Titel. Ihn zu formulieren, fühlte sich sehr schmutzig an und hat mich beschämt. Trotzdem ist der Trick interessant: normalerweise kann man nur eine handvoll Genres auswählen. Es gibt tatsächlich noch viel mehr Kategorien, die man hier einsehen kann. Dann muss man nur noch die entsprechende Zahl an die URL https://www.netflix.com/browse/genre/ anhängen. So findet man unter https://www.netflix.com/browse/genre/2360 die “Critically-acclaimed Goofy Slapstick Comedies”. Das scheinen interne Kategorien zu sein, die Netflix nutzt, um die Empfehlungen, die euch angezeigt werden, nachdem ihr eine/n Folge/Film abgeschlossen habt, abzugeben. Viel Spaß beim Durchstöbern!

Top 5: SNES Spiele

Platz 5: Street Fighter 2 Turbo: Hyper Fighting
Von
den vielen Kampfspielen auf dem SNES war mir Street Fighter immer am liebsten, vermutlich aber auch, weil es mein erstes war. Konzept: leichte, mittelstarke und starke Schläge und Tritte so mit Richtungstasten zu kombinieren, dass coole Moves entstehen (oder wie ich als Kind: alle Knöpfe dauervergewaltigen bis ich Blasen an den Fingern habe). Was macht mehr Spaß, als seine Freunde zu verprügeln?

 

Platz 4: Super Mario All-Stars (+ Super Mario World 1 & 2)
Hinter diesem Titel verbergen sich zahlreiche Mario Spiele. Die Serie ist ein absoluter Klassiker und das Spielprinzip berühmt. Es gibt viele abwechslungsreiche Level, die sehr frustrierend sein können. Dafür gibt es aber auch kaum ein besseres Gefühl, als ein Level irgendwann zu beherrschen und mit viel Schweiß in Rekordgeschwindigkeit zu durchhüpfen.

 

Platz 3: Teenage Mutant Ninja Turtles IV: Turtles in Time
Zehn Stages mit ihren eigenen Endgegnern, alles der Zeichentrickserie entnommen und liebevoll umgesetzt. Im Koop ist es eine große Freude, sich durch Gegnerhorden zu prügeln und zu versuchen, die höhere Punktzahl zu erreichen. Auf der höchsten Schwierigkeitsstufe eine echt Herausforderung, aber durchaus zu schaffen und in jedem Fall spannend.

 

Platz 2: International Superstar Soccer Deluxe
Der wohl unbekannteste Titel in diesen Top5 ist meiner Meinung nach zu Unrecht ein Underdog. Mit zahlreichen Teams aus der WM von 1850 (oder so), die aber allesamt leicht veränderte Namen haben, weil die Entwickler anscheinend keine Rechte kaufen wollten, spielt man hier entweder alleine oder zu zweit gegen den Computer oder gegeneinander. Gefürchtet ist Brasiliens Topstürmer Allejo…manche sagen, er springt bis zum heutigen Tag über Blutgrätschen…

 

Platz 1: Super Mario Kart
Das Rennspiel ist ein zeitloser Klassiker. Eine sehr responsive Steuerung in Kombination mit leicht zu erlernenden, aber schwer zu meisternden Mechanics sorgt für nahezu unbegrenzten Spielspaß, entweder beim Versuch, alleine neue Streckenrekorde aufzustellen oder gegen Computer in immer anspruchsvoller und schneller werdenden Cups zu bestehen. Auch der VS Modus macht Spaß. Im Gegensatz zu Nachfolgerteilen werden hier Computer nicht langsamer oder schneller abhängig von der eigenen Position. Es gibt auch keine blauen Panzer. Hierdurch wird der erste Mario Kart Teil gleichzeitig zum kompetitiv brauchbarsten.

 

Falls du jetzt Lust auf das Super Nintendo Entertainment System bekommen hast, empfehle ich zum schnellen Start den SNES9x Emulator. Die ROMs, die ihr zum Spielen benötigt, dürft ihr, falls ihr sie bei Google findet, natürlich nur herunterladen, wenn ihr das Spiel auch besitzt.

Musikvorstellung: Kokomo

Nein, es geht nicht um den von den Beach Boys besungenen idyllischen Ort vor der Küste Floridas, wobei man auch in den Werken der Duisburger Band Kokomo eine Spur Eskapismus vermuten kann. Mit für Post-Rock typischen alternativen bzw. progressiven Klängen kreiert die linksgrünversiffte Band atmosphärische Lieder, die oft ohne Gesang auskommen. Ich kann eigentlich alle Alben uneingeschränkt empfehlen; unter obigem Link kann man sie – teils kostenlos – runterladen. Exemplarisch verlinke ich hier ihr letztes Album von 2016, beginnend bei der namensgebenden Single.

Im Juni spielt Kokomo übrigens ein ganz besonderes Konzert: unter dem Titel “Beauty in Simplicity” spielt die Band in ihrer Heimatstadt ein Konzert, bei dem sie Stücke von Künstlern wie Philip Glass oder Moderat interpretiert gemeinsam mit dem Streichquartett der Philharmoniker und Klavier.

Vokabular in Nachrichten

Clicks regieren die Welt. Clicks bedeuten mehr Einnahmemöglichkeiten durch Werbung. Und Clicks bekommt man, indem man die Aufmerksamkeit eines Menschen erregt (oder Bots kauft). Binnen weniger Sekunden entscheidet ein Mensch, ob er seine Aufmerksamkeit auf etwas richten will oder nicht. So werden Überschriften immer wichtiger als Inhalte. Außerdem nehmen die Printmedien so wenig ein wie noch nie und müssen daher vielleicht auch an der Qualität der Berichterstattung sparen. Oft werden kurze Meldungen blind von zig Portalen übernommen, ohne diese zu überprüfen oder genauer zu recherchieren. Das könnten die Hauptgründe sein, weswegen mediale Berichterstattung so unsensibel und ungenau bei ihrer Wortwahl geworden ist. Man mag sich jetzt fragen: “Ist es denn so wichtig, immer genau die richtigen Worte zu finden?” Nein, nicht immer, aber manchmal eben schon. Die folgenden vier Beispiele sind mir spontan eingefallen:
‘Trolle haben versucht, die Bundestagswahl zu beeinflussen.’ – diese Überschrift habe ich neulich gelesen. Hier geht es um gezielte politische Einflussnahme über das Veröffentlichen bestimmter meinungsbildender Inhalte auf einer breiten Öffentlichkeit zugänglichen Plattformen. Denkbar wäre ein Post auf Facebook, der Flüchtlinge in ein negatives Licht rückt und durch Likes von Fake Accounts auf den Seiten vieler Nutzer angezeigt wird. Oder gezieltes Verbreiten von Falschmeldungen über Twitter Accounts, die dann ebenfalls von teils wirkliche bestehenden und teils fiktiven Personen geteilt werden. Ein “Troll” ist aber jemand, der erstens wirklich existiert und höchstens eine falsche Identität annimmt, der durch seine Beiträge bewusst versucht, andere hinters Licht zu führen oder antisozial zu sein, um eine Provokation hervorzurufen. Vereinfacht: “Ein Mensch, der sich freut, wenn er andere verarschen kann”. Die politisch motivierte und lange Zeit unbemerkte großflächige Meinungsmanipulation durch andere Nationen als “Troll” zu verharmlosen halte ich für ziemlich gefährlich. In großen Teilen der Bevölkerung besteht sowieso keine Aufklärung über die Möglichkeiten und Gefahren des Internets, da ist es umso schlimmer, wenn man nicht mal bei seiner Wortwahl differenziert genug ist, um eine Aufklärung zu ermöglichen.
‘Fake News’ – kein Neologismus, aber ein in seiner Bedeutung neu erfundenes Wortpaar. Donald Trump benutzt es, um Berichterstattungen, die ihm nicht gefallen, als “gefälscht” bzw. einfach falsch zu bezeichnen. Dabei bezeichnet der Begriff mehr als nur eine Falschmeldung, die zufällig getätigt werden kann, und unterstellt eine bewusst fehlerhafte Nachricht. Und sämtliche Berichterstatter übernehmen das: jedes Mal, wenn etwas – absichtlich oder nicht – falsch gemeldet wird, benutzt man auf einmal die Sprache eines vermutlich nicht sehr schlauen, narzisstischen Mannes, der die Kredibilität eines Mediums davon abhängig macht, wie wohlgesonnen es ihm ist. Dabei bietet unsere Sprache vielfältige Möglichkeiten zu differenzieren. Überhaupt deutsche Wörter zu benutzen, die ohne Trumps Neubedeutungszumessung auskämen, wäre ein großer Fortschritt.
‘Cyber’ – was ist dieses “cyber”? Richtig, damit sind einfach Dinge gemeint, die sich auf das Internet beziehen. Cyberkriminalität oder Cyberangriffe klingen natürlich viel cooler, aber verschleiern letztendlich auch nur das, was tatsächlich passiert ist. Cyberkriminalität ist meistens so etwas wie ein Scam, also z. B. wenn eine Website vortäuscht, ein bekannter Onlineshop zu sein, um an Nutzerdaten zu gelangen, oder Drogenhandel über das sogenannte “Darkweb”, welches einfach ein Netzwerk im Internet ist, zu dem man sich mit einem frei zugänglichen Programm verbinden kann. Ein Cyberangriff ist üblicherweise das vielfache Aufrufen einer Seite, um diese zu überlasten und so lahmzulegen oder der Versuch, über Sicherheitslücken Zugriff auf gefährdete Systeme zu bekommen.
‘Der sogenannte Islamische Staat’ – “sogenannt” weil die Terrororganisation IS überhaupt nichts damit zu tun hat, ein Staat zu sein. Viel gefährlicher noch weicht der Begriff die Grenze zwischen Islam und Islamismus auf. Das Wörtchen “sogenannte” vergisst der Kopf schnell, was hängen bleibt ist die Assoziation zwischen brutalen Anschlägen und großem Leid und dem Wort “Islamische”. Dabei finden die meisten Muslime es ganz schön scheiße, was der IS so treibt. Es würde vollkommen reichen, wenn man in den Medien von der “islamistischen Terrorgruppe IS” sprechen würde. Indem man die “Sprache” solcher Menschen übernimmt, unterstützt man sie ungewollt leider.
Ich lasse mir hier gerne Korinthenkackerei vorwerfen, aber achtet mal drauf und überlegt euch, ob es bei Millionen von Lesern/Zuschauern/-hörern nicht doch einen Unterschied machen würde, wenn Berichterstatter ihre Worte genauer wählen würde.

Top 5: 90er/00er Serien Intros

Platz 5: Power Rangers
Die womöglich beste Abfolge von fünf Tönen für eine E-Gitarre lässt auch Erinnerungen an das gute alte SNES Spiel aufkommen. Go go Power Rangers! *dü dih düh dü du*

 

Platz 4: Als die Tiere den Wald verließen
Vermutlich mein erster (positiver) Kontakt mit klassischer Musik. Falls ihr Kinder habt oder plant, lasst sie diese Serie sehen. Sie ist zwar ziemlich brutal, aber deckt ein weites Gefühlsspektrum ab und übt regelmäßig Kritik an der Zerstörung der Natur durch den Menschen.

 

Platz 3: Mega Man
Wer Angst vor harten Drogen hat, aber immer schon mal wissen wollte, wie sich Extacy während eines epileptischen Anfalls anfühlt, dem sei dieses Intro ans Herz gelegt.

 

Platz 2: Digimon Adventure 2
Hat sich knapp gegen das erste Digimon Theme (“Leb’ deinen Traum”) durchgesetzt, aber ergreift mich heute noch wie damals. Ich werde da sein wenn du mich brauchst!

 

Platz 1: Mystic Knights
Die schlechteste CGI einer Serie kombiniert mit Schauspielern, bei denen man sich fragt, ob nicht jegliche Art der Bezahlung eine Überbezahlung dargestellt hätte. Wer aber so selbstbewusst und stilsicher ist, die Kelly Family sein Intro singen zu lassen, der kann nur mit Erfolg belohnt werden.

 

Honorary Mentions:
Bob Morane
Chip & Chap
Digimon Adventure 1
Doug
Dragonball
Duck Tales
Es war einmal der Mensch
Gargoyles
Hanni & Nanni
Mila Superstar
Nils Holgersson
Sailor Moon
Sissi
Wo steckt Carmen Sandiego?

NRW schafft Sozialticket ab

Für diejenigen, die nicht wissen, was das Sozialticket in NRW ist: es ist ein staatlich gefördertes Ticket, das alle Menschen, die auf staatliche Unterstützung wie z. B. ALG II oder Sozialhilfe angewiesen sind, kaufen können. Es kostet knapp 40€ [1] pro Monat und erlaubt die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs in einem kleinen Geltungsbereich [2]. Freitag bis Sonntag darf man sogar drei Kinder mitnehmen.
Wer eine asoziale Regierung wählt, bekommt auch eine asoziale Politik. Ohne eine Alternative in Aussicht zu stellen, will die schwarz-gelbe Landesregierung dem mit 40 Millionen unterstützte Ticket immer weniger Mittel zukommen lassen, um es dann 2020 ganz abzuschaffen. Als ich das diese Woche erfahren habe, konnte ich meinen Ohren erst nicht trauen. Von den zwei Millionen Menschen, die das Ticket theoretisch nutzen könnten, tun das zwar nur 300000, aber für die (und potenzielle zukünftige Nutzer) bedeutet das eine erheblich eingeschränkte Mobilität. Es ist schlimm genug, keine Arbeit zu haben und mit ALG leben zu müssen, aber stellt euch mal vor, wie das wäre, wenn eure einzige Fortbewegungsmethode per pedes [3] wäre. Niedriger sozialer Status korreliert mit psychischer Erkrankung: Rückzug und Isolierung sind über einen längeren Zeitraum Gift für die Seele, weswegen zu befürchten ist, dass sich die Abschaffung auch negativ auf die psychische Gesundheit der Betroffenen auswirken wird.
Als Argument benannte die Regierung unter anderem, dass es ja ungerecht ist, wenn Geringverdiener, die nur knapp über dem ALG II Satz liegen, das Ticket nicht nutzen könnten. Da ist das Problem natürlich nicht der große Niedriglohnsektor [4], sondern die Tatsache, dass noch Bedürftige ein Bahnticket bekommen. #logic
Man kann nur hoffen, dass die ganzen Proteste gegen die Abschaffung des Sozialtickets zur Folge haben, dass sich die Regierung noch eine Alternative überlegt. Landtagsmitglieder fahren übrigens weiterhin kostenlos.

Nachtrag: Satte sechs Stunden nach der Veröffentlichung dieses Beitrags haben CDU und FDP bekannt gegeben, dass sie ihre Pläne (wegen der starken öffentlichen Empörung) doch nicht umsetzen wollen. Stoques Blog: opinion leader.

Fußnoten:
[1] Der Preis liegt dabei deutlich über dem in Hartz 4 vorgesehenen ~25€ für Verkehr; man muss also von woanders Geld abzwacken.
[2] Üblicherweise einer Wabe, Preisstufe A.
[3] Hihi, das klingt wie Penis.
[4] …der nur dazu dient, die Arbeitslosenstatistik zu schönen…

Der Gin & Tonic Podcast

Ich betreibe neben diesem Blog noch einen Podcast mit einem Freund. “Podcast” ist ein großes Wort, eigentlich reden wir einfach miteinander. Der einzige Unterschied zu einem normalen Gespräch ist, dass es ein Intro gibt und eben zusätzlich zur NSA auch durch uns selbst aufgezeichnet wird. Thematisch orientieren wir uns an unserem drögen Alltag; in üblichen Podcasterkategorien nennt man das dann “Lifestyle” Podcast. Gerade ist Folge 17 veröffentlicht worden. Also hört selbst:

Gin and Tonic Podcast – https://ginandtonic-podcast.de (Image by Global Jet, CC Licence)