Nicht vergessen: Stolpersteine & Ukraine

Wenn uns die Gedächtnisforschung eins lehrt, dann, dass unser Gedächtnis ziemlich schlecht ist. Wobei “schlecht” etwas unscharf formuliert ist: Es ist ungenau zugunsten der Effektivität. Diese Ungenauigkeit ergibt sich durch die verschiedenen Arten und Weisen, auf die Erlebnisse als Erinnerungen abgespeichert werden. Dabei werden Informationen, die für uns eine Bedeutung haben und sich immer wiederholen besser abgespeichert als die, die für uns bedeutungslos sind und nur einmalig angeboten werden.
Ist eine Information im Gedächtnis, heißt das aber lange noch nicht, dass wir jeden Tag bewusst daran denken. Es wäre für die meisten Menschen wahrscheinlich relativ unpraktisch, wenn sich ihnen minütlich der Satz des Pythagoras oder die Hauptstadt von Eswatini (es ist Mbabane) aufdrängen würde. Wenn eine bestimmte Information lange genug nicht mehr benötigt wird oder mehr und mehr an Bedeutung verliert, verschwindet sie langsam aus dem Bewusstsein. Ich habe zwei Freunde (sie kennen sich gegenseitig nicht), die regelmäßig – wenn sie an Stolpersteinen vorbeikommen – stehenbleiben und innehalten, um an das zu denken, wofür sie stehen. Auf meiner Straße findet sich der Stein zu Emil Mahnert, der durch einen Polizisten mit einem Stoß aus dem zweiten Stock des damaligen Präsidiums ermordet wurde.Das ist eine traurige Begebenheit und es ist nicht angenehm, daran zu denken. Ich kann mich nur an die Dinge erinnern, die ich über die Geschichte Deutschlands gelerent habe und mir bewusst machen, was damals warum passiert ist. Und mir überlegen, wie ich dazu beitragen kann, dass so etwas nicht wieder passiert. Indem ich das hin und wieder tue, rufe ich diese Information hoffentlich oft genug auf und gebe ihr genug Bedeutung, um nie zu vergessen, was einmal gewesen ist.
Ein deutlich aktuelleres Beispiel kommt im weitesten Sinne aus der Politik. Ich meine hier nicht die PolitikerInnen, die bei Skandalen auf den Faktor Zeit und darauf setzen, dass die Wähler schon vergessen werden, was sie sich alles geleistet haben (auch wenn man darüber nochmal einen separaten Post verfassen könnte). Ich beziehe mich hier auf den Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt. Die russische Armee hat sich schon zahlreicher Kriegsverbrechen schuldig gemacht. Ganz vorne mit dabei sind der Einsatz verbotener Waffen und das Abschlachten wehrloser Zivilisten. Zu Beginn des Krieges habe ich (auch von Bekannten) noch Meinungen gelesen, die Russland verteidigten und ziemlich naiv Propaganda übernommen haben (z. B. “Putin hatte keine andere Wahl bei der Bedrohung durch die NATO”). Putin scheint neben Desinformation auch darauf zu setzen, dass der Krieg schon uninteressant genug werden wird, wenn er nur lange genug dauert. Das ist keine unbegründete Annahme wenn man sich die Entwicklung des öffentlichen Interesses zu anderen Konflikten in der Welt anguckt. Was war nochmal die Bedeutung von Bergkarabach? Den Gefallen wollen wir ihm aber nicht tun, oder? Niemand, der nicht massiv masochistisch veranlagt ist, will sich von morgens bis abends nur mit Krieg und Leid beschäftigen. Es täte uns allen aber gut, uns regelmäßig bewusst an die Informationen zu erinnern, von denen wir überzeugt sind, dass sie nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Das Völkerrecht betrifft auch uns. Sława Ukrajini!

Corona: Denn sie wissen nicht, was sie tun?

Entscheidungen sind immer Abwägungen: Sind mir die Konsequenzen von Option A lieber als die von Option B? Je mehr Konsequezen es gibt, desto schwieriger wird die Abwägung. Und wenn man gar nicht alle Konsequenzen kennt? Dann muss man vermuten. Wissenschaftler machen das bei der Omikron-Variante des Coronavirus durch Modellrechnungen. Die beruhen auf vergangenen oder andernort getätigten Beobachtungen, welche zu Annahmen führen. Meistens werden aufgrund dieser Annahmen dann verschiedene Szenarien berechnet, auch “worst case” und “best case” Szenarien. Leider kommen alle Modellrechnungen mit einigermaßen plausiblen Annahmen zu dem gleichen Schluss: Omikron wird sich rasant verbreiten, weil nur Menschen mit mindestens dreifacher Immunisierung einen brauchbaren Schutz haben.

Quelle: https://bit.ly/3pjEyJ7

Das wissen wir bereits seit Wochen. Alle ernstzunehmenden ExpertInnen warnen davor. Das erinnert an die Delta Welle. Da war seit Juni/Juli bekannt, dass sie kommen und heftig werden würde, und trotzdem wurde seitens der Regierung erst mit Maßnahmen reagiert, als die Fallzahlen schon durch die Decke gingen. Wir reden hier von tausenden Toten, die vermeidbar gewesen wären.

Quelle: https://bit.ly/3EhP7k7

Das ist Option A: so lange mit Maßnahmen warten, bis die Zahlen so katastrophal sind, dass selbst der größte Vollidiot Handlunsbedarf erkennt. Legitim, wenn man die Konsequenzen nicht kennt. Die kennen wir aber sehr wahrscheinlich. Sie gehen bis hin zu heftigen infrastrukturellen Ausfällen. Option B wäre, schon jetzt (lies: vor zwei Wochen) zu reagieren, indem man Kontakte in geschlossenen Räumen stark reduziert und Menschen zum dreifachen Impfen verpflichtet (Herdenimmunität muss hergestellt werden, sodass endemische Lage eintreten kann). Damit ließen sich tausende Menschenleben retten. Im Wahlkampf hatte keine Partei den Willen, diese Schritte zu ergreifen, aus Angst, sie könnten unpopulär sein (wovon ich gar nicht so überzeugt bin). Klar, wenn alles gut geht und kaum jemand stirbt, wird es nachher Menschen geben, die meckern, die Maßnahmen seien zu hart gewesen. Aber nochmal: wir wissen (in etwa), was passieren wird.

Quelle: https://bit.ly/3swTztn

Da sich unsere Regierung (mutmaßlich aus wirtschaftlichen Interessen) weigert, rechtzeitig angemessene Maßnahmen zu ergreifen, bleibt die Verantwortung für das Retten von Menschenleben in den Händen jedes Einzelnen. Das Problem wird individualisiert. Da kommen du und ich ins Spiel. Lass uns bitte folgende Dinge tun: drittgeimpft (bzw. genesen + mehrfach geimpft) sein; Treffen mit mehreren Menschen so selten und klein wie möglich halten; vorher immer testen; niemanden ermorden, der diese Dinge nicht tut, auch wenn das bei dem Ärger darüber sehr verständlich wäre. Ich wünsche dir einen schönen Jahreswechsel im Kreise deiner Allerliebsten & guten Start in 2022. Wenn wir unser Verhalten wie vorhin beschrieben anpassen, könnte es das letzte pandemische Jahr sein und wird hoffentlich alle belohnen, die sich für das Wohl der Gesellschaft einsetzen.

Bundestagswahl 2021

Was wäre eine große Wahl nur ohne einen mäßig mit Quellen belegten, ironisch-reißerischen und in der Qualität der Thesen stark schwankenden Blogpost von Stoques Bloque? Richtig, sie wäre ungefähr so bedeutsam wie die Besorgtheit der EU. Deswegen – kurz vor dem Start des Wahl-O-Mat – hier ein paar meiner Gedanken und Beobachtungen aus den letzten Jahren mit einer Einordnung zu den größeren zur Wahl stehenden Parteien inklusive ein bisschen Idealismus drum herum.

Bei der CDU fällt es mir schwer, im Angesicht der angehäuften Skandale, überhaupt noch einen lohärenten Text zu verfassen und nicht schreiend wegzurennen. Zunächst bekommt man bei der CDU Laschet: Maskendeal mit der Modefirma van Laack, bei der sein Sohn als Model arbeitet zu vollkommen lächerlichen Preisen, die nach öffentlichem Aufschrei auf einmal stark reduziert werden können. Kooperation und Lobbyarbeit für RWE, Räumung des Hambacher Forsts mit rechtlich fragwürdigen Mitteln & Begründungen. Auflösung der für Umweltkriminalität verantwortlichen Staabsstelle, die gerade die Betriebe mehrerer Parteikollegen untersucht. Stopp von Windkraftausbau an der Küste. Stattdessen Bau eines Kohlekraftwerks, der mittlerweile für rechtswidrig erklärt wurde. Löschenlassen eines kritischen WDR Beitrags. Sehr akkurate Hochwasserwarnung tagelang ignorieren und nach Hochwasser so tun, als hätte man das nicht wissen können. Uniklausuren verlieren und einfach Noten erfinden. Ein Buch durch Mitarbeiter seines Ministeriums (finanziert durch Steuern) schreiben lassen, die Gewinne komplett behalten, als das Bekannt wird die Gewinne spenden, die Spenden dann dennoch bei der Steuererklärung angeben. Ein Muster aus immer wiederkehrenden Lügen, opportunistischen Richtungswechseln, Hörigkeit gegenüber großen Unternehmen…eine absolut menschenfeindliche Politik.
Dann bekommt, wer der CDU seine Stimme gibt, neben Laschet auch noch Liminski: ultrakonservativ, gegen Abtreibung, gegen Homosexualität, gegen Säkuralisierung, gegen Gleichberechtigung von Mann und Frau. Man bekommt Merz, der eigentlich pausenlos dadurch auffällt, dass er Reiche schützen und noch reicher machen will. Sozialleistungen wirken für ihn wie Abfall. Der ehemalige Blackrock Funktionär (zwei Dokus über Backrock hier & hier) strebt in die Politik – als wäre der Vermögensverwalter nicht schon einflussreich genug. Bei Wahl der CDU bekäme man vermutlich auch Reul als Innenminister, der immer so wirkt, als wolle er einen Polizeistaat errichten. Dank ihm können BürgerInnen ohne Verdacht kontrolliert und ohne Straftat eingesperrt werden (der Richterbund wirft ihm hierfür einen Angriff auf die Justiz vor). Er spricht sich wiederholt für mehr Überwachungsmaßnahmen aus, obwohl da erwiesenermaßen Kosten & Nutzen in keinem Verhältnis zueinander stehen. Man bekommt Korruption in Form von Amthor und rechtes Gedankengut von Maaßen.
Abgesehen von diesen zahlreichen schwierigen Personalien, die auch schon nur eine komprimierte Auswahl darstellen, muss man auch auf das Erbe der Ära Merkel und die Politik der Partei blicken: In 16 Jahren Kanzlerschaft hätte sich in Deutschland vieles zum Guten wenden können. Stattdessen geht die Schere aus arm und reich immer weiter auseinander. Ginge es nach der CDU, würde das auch so weitergehen. Das hier sind die Steuerpläne:Steuerkonzepte – Quelle: SZ
Fun fact: die reichsten 10% der Menschen sind für 50% des CO2-Ausstoßes verantwortlich. In 16 Jahren ist die Infrastruktur in Deutschland nur sehr schleppend gewachsen. Großes Dank dafür an den milliardenverschwendenden Andreas Scheuer. Die Digitalinfrastruktur ist schlechter als in so manchen deutlich ärmeren Ländern. Ein großer Niedriglohnsektor bewirkt, dass manche Menschen trotz Arbeit kaum von ihrem Lohn leben können. Große Unternehmen, besonders aus der Autoindustrie, erhalten Milliardengeschenke, während der Mittelstand immer mehr belastet wird. Die Energiewende wurde ebenfalls verschlafen. Kurz vor Fukushima wollte die CDU die Atomkraft ja noch ewig am Leben erhalten. Danach dann die Kehrtwende, auch wenn sich an den Problemen des Atomstroms natürlich nichts geändert hatte. Ähnlich übrigens wie Laschet bei der Hochwasserkatastrophe.Machen wir es kurz: die CDU ist unwählbar.

Die SPD muss sich vorwerfen lassen, Teil der Regierung gewesen zu sein und die Pläne der CDU mit getragen zu haben. Besonders sauer stoßen in so einem Kontext Meldungen wie die über den Staatstrojaner (Behörden dürfen ohne Verdacht auf Straftat jedes Endgerät ausspionieren & müssen Sicherheitslücken, die sie dafür nutzen, nicht melden, also offen lassen) auf. Esken hatte das explizit ausgeschlossen. Und auch die SPD scheint der Lobby nicht abgeneigt zu sein, spricht sich ebenfalls weiterhin gegen ein zentrales und transparentes Lobbyregister aus.
Nebeneinkünfte – Quelle: abgeordnetenwatch.de (relevanter Wert: Median, da pP)
Der Kanzlerkandidat: Scholz glänzt bisher durch Merkeln. Er sitzt den Wahlkampf aus, erlaubt sich keine größeren Fehler, wirkt souverän, hält sich zurück oder nutzt seine Position als Finanzminister klug aus, um finanzielle Hilfen für Flutopfer zu verkünden. Dabei vergisst man schnell, dass er in Hamburg die Fortführung des Einsatzes von Brechmitteln beschloss, obwohl bekannt war, dass das lebensgefährlich sein kann. Zwei Menschen sind danach daran gestorben. Der G20 Gipfel wurde in Hamburg veranstaltet, obwohl klar war, dass das Areal nicht ausreichend zu sichern sein würde. Man hätte das auch außerhalb stattfinden lassen und die Verwüstung der Stadt verhindern können. Ebenfalls unglücklich ist die Rolle von Scholz bei CumEx und Wirecard. Bei ersterem gibt es Hinweise, dass er schon früh informiert war. Bei letzterem hätten sein Ministerium und die BaFin viel früher etwas bemerken müssen. Ähnlich wie Laschet sind das millionenschwere Skandale, die vor allem Steuergelder verschlungen haben. Scholz gibt auf Nachfrage Erinnerungslücken an. Wollen wir einen dementen Kanzler?

Dagegen wirken die “Skandale” der Grünen Baerbock fast schon lächerlich: Zugegeben, elegant ist es nicht, wenn einem plötzlich auffällt, dass der Lebenslauf etwas geschönt ist und ich eine Zahlung falsch deklariert habe. Aber das steht in keinem Verhältnis zu dem, was die anderen beiden Kandidaten sich so geleistet haben. Teils wurden sogar Vorwürfe konstruiert. In einem Fall hieß es plötzlich, dass Grünen Wähler am häufigsten SUV fahren würden. (Der Vorwurf: Rad predigen, aber SUV fahren. Da wurden zum Einen Kausalität und Korrelation bewusst verwechselt und anschließend noch ein heftiger methodologischer Fehler übersehen: Es wurden nur Leute gefragt, die sich ein Auto gekauft hatten oder das planten. Das macht die Stichprobe nicht representativ für die Allgemeinbevölkerung.) In einem anderen Fall soll Baerbock plagiiert haben. Das betreffende Werk war allerdings keine wissenschaftliche Arbeit, sondern ein Sachbuch. Da unterliegt das Zitieren ganz anderen Regeln, es ist also üblich, nicht alles detailliert zu belegen und durchaus möglich, Gedankengänge unzitiert zu übernehmen. Man könnte das etwas ungründlich nennen, aber auch wieder harmloser als sowas wie das Buch von Laschet. Das Aushängeschild der Partei ist der Umweltschutz, aber auch fiskalpolitisch gibt es gute Überlegungen zu Investitionen (gerade klug weil Negativzinsen) und zu Besteuerungskonzepten (siehe oben). Hier profiliert sich Habeck auch so gut, dass ich ihn eigentlich für den besseren Kanzlerkandidaten gehalten hätte.

Die Linke geht in diesem Wahlkampf ziemlich unter. Das ist kein Wunder, denn die Partei hat nicht nur ihre bekannten radikallinken Probleme, sie hat auch eine mit dem rechten Rand sympathisierende Gruppierung rund um Wagenknecht. Diese innere Zerrissenheit sorgt auch dafür, dass eigentlich löbliche Ziele in den Bereichen Klima, Verkehr, soziale Gerechtigkeit, Bildung, Digitalisierung und Finanzen (siehe erneut oben) nicht wirklich transportiert werden. Viele der Ziele der Grünen formuliert die Linke auch, teilweise sogar noch ambitionierter, bspw. beim Thema Erbschaftssteuer. Sie würde sich gut für eine Rot-Rot-Grüne Koalition eignen, aber dafür müsste die Linke sich vermutlich zur Nato bekennen und zumindest begrenzt Auslandseinsätze der Bundeswehr dulden. Bei dieser Wahl muss man sich allerdings überlegen, wen man letztendlich als Kanzler haben möchte. Und da muss sich dann jeder einzelne Fragen, ob er ideell (favorisierte Partei) oder pragmatisch (Partei des bevorzugten Kandidaten) abstimmen möchte.

Zu guter Letzt seien noch ein paar andere Parteien erwähnt: politisch interessant, aber beinahe ohne mediale Präsenz sind da die Piraten und Volt. Beides primär von jungen Menschen gegründete, pro-europäische und im linken Spektrum einzuordnende Parteien, die sich für Freiheit und Bürgerrechte einsetzen. Bei den Piraten liegt der Fokus vermehrt auf den digitalen Möglichkeiten, die Demokratie unterstützen können sowie dem Datenschutz. Volt fokussiert sich vor allem auf übernationale Bestreben und eine Stärkung Europas. Super unsozial wird es bei der FDP (“Wenn Sie sich keine Miete leisten können, dann erwerben Sie doch einfach Eigentum!”) oder der AfD. Die Partei kann auf Bundesebene leider nicht das bieten, was Sonneborn seit Jahren in der EU vollbringt, nämlich präzise Missstände ansprechen und Transparenz in absolut intransarente Prozesse bringen und dabei sogar noch geschichtlich bzw. politisch informieren.

Wenn du das hier liest, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du unter 40 bist. Du gehörst damit zu einer demografisch schwachen Gruppe.

Umso wichtiger ist es, dass du wählen gehst. Und, dass du deine Lebensgewohnheiten überdenkst. Denn die autofahrende Konsumgesellschaft, die gerne in den Urlaub fliegt, die gerne isst, worauf sie eben so Lust hat und jedes Jahr ein neues Handy kauft, erwartet wahrscheinlich keine rosige Zukunft.

Impfen

Ursprünglich wollte ich diese Pandemie in einem Blogpost abhandeln. Nach “Werdet nicht hysterisch!” und “Haltet euch an die Regeln!” kommt jetzt allerdings schon der dritte zu dem Thema. Meine Gedanken zum Impfen:

Gefühl vs. Realität
Viele Menschen, mit denen ich so rede, scheinen Angst vor einer Impfung zu haben. Vielleicht liegt das zum Teil daran, dass mRNA Impfung erstmal gruselig klingt. Das ist aber nur ein Gefühl, tatsächlich verändert die nicht unser Erbgut. Oder es liegt daran, dass es bisher wenige zuverlässige Studien gibt. Das kann für Zweifel und Unsicherheit sorgen. Dabei sind Studien, also die systematische Beobachtung der Realität, das beste Mittel, um zu überprüfen, ob unsere Gefühle angemessen sind. Wie Studien funktionieren, habe ich hier schon mal beschrieben. Aus solchen Studien wissen wir, dass alle Impfstoffe einen sehr guten Schutz bieten. Das ist auch schon die wichtigste Realität.

Ist die Impfung gefährlich?
Normalerweise muss ein Impfstoff einen langen Testprozess durchlaufen, bis er zugelassen wird. Das ging diesmal schneller. Das liegt nicht daran, dass weniger gründlich gearbeitet wurde, sondern daran, dass die Testphasen nicht – wie üblich – nacheinander, sondern teils parallel zueinander abgelaufen sind. So konnten alle Phasen durchlaufen werden, was diese Impfung de facto so sicher macht, wie alle anderen Impfungen auch. Da Impfungen eine der größten Errungenschaften der Menschheitsgeschichte sind, muss man sich da prinzipiell keine großen Sorgen machen. Kurzfristige Erscheinungen wie Fieber oder Schwächegefühl können natürlich auftreten, verschwinden aber in der Regel innerhalb von ein bis zwei Tagen.

Was ist mit Langzeitschäden?
Über die kann man tatsächlich noch keine Aussage treffen. Man kann aber auf die Beobachtungen der letzten Jahre mit vergleichbaren Impfungen schauen. Hier hat man für die Vektorimpfung natürlich mehr Daten als für die mRNA Impfung, aber auch letztere ist schon zahlreich erprobt worden. Bei meiner Recherche habe ich nur einen einzigen Fall (was in Anbetracht der Häufigkeit von Impfungen sehr wenig ist) von gehäuften Langzeitschäden gefunden. Bei diesem Fall geht es um Pandemrix, einen mittlerweile vom Markt genommenen Impfstoff gegen Schweinegrippe. Bei dem konnte es durch eine sehr seltene Kombination aus Impfung und einer Erkrankung, die dazu führte, dass die Blut-Hirn-Barriere durchlässig wurde, dazu kommen, dass Betroffene dauerhaft Narkolepsie entwickeln. Das waren 1.300 von 60.0000.00 Geimpften, also 0,00005%. In den Studien fiel das vor der Zulassung nicht auf, weil es zu wenige Probanden gab. Damals wurden circa 1.600 Menschen geimpft. Bei der ersten Biontech Studie sind das bereits 22.000. Es ist also wahrscheinlicher, sehr seltene Nebenwirkungen zu finden. Fälschlicherweise wurden die Narkolepsien oft als Langzeitschäden betitelt, obwohl man sie sehr früh erkennen konnte, sie nur eben sehr selten auftraten. Mittlerweile sind Millionen Menschen geimpft worden. Selbst, wenn es also noch seltenere Nebenwirkungen gäbe, als es damals mit der Schweinegrippe und der Narkolepsie der Fall war, hätte man die wahrscheinlich mittlerweile beobachten können. Richtig, wahrscheinlich. Wie mit fast allen Dingen, gibt es hier keine 100%ige Sicherheit. Theoretisch könntest du eine Langzeitfolge einer Impfung erfahren, aber das ist so extrem unwahrscheinlich, dass es unvernünftig wäre, sich deswegen gegen eine Impfung zu entscheiden. Man kann hier auch eine Kosten-Nutzen Rechnung aufmachen: die extrem geringe Wahrscheinlichkeit einer noch unbekannten Nebenwirkung vs. tausende Tote jeden Tag.
Fun Fact: Bei meiner Recherche bin ich auch auf einen Fall gestoßen, bei dem eine Masernimpfung in England angeblich schlimme Spätfolgen verursachte. Es stellte sich heraus, dass das ein Arzt behauptete, der von Anwälten bezahlt wurde, die vor Gericht gegen einen Impfstoffhersteller klagen wollten. Die Ergebnisse ließen sich nicht replizieren, der Impfstoff wurde nach unabhängiger Überprüfung als ungefährlich eingestuft.

Darf ich den Impfstoff trotzdem kritisieren?
Kritik darf man trotzdem äußern. Beispielsweise am Preis: Viele Länder und auch die EU haben hunderte Millionen € in die Entwicklung der Impfstoffe investiert. Es gibt nirgendwo transparente Auflistungen darüber, inwiefern diese Zahlungen die Entwicklung der Impfstoffe ermöglicht oder beschleunigt hat. Das lief mehr nach dem Prinzip “Nehmt das Geld und macht was damit!”. So etwas derartig intransparent zu gestalten finde ich schon äußerst bedenklich. Hinzu kommt aber, dass sich die Hersteller (Astrazeneca im Moment noch ausgenommen, die wollen zumindest bis Sommer zum Selbstkostenpreis verkaufen) dazu erdreisten, sich in erheblichem Ausmaß zu bereichern. Sie bekommen also Geld vom Staat für ein Produkt, dass sie dem Staat dann wieder mit einem deutlichen Gewinn verkaufen.
Ein weiterer kritischer Punkt ist das Patent. Ja, geistiges Eigentum ist wichtig und man sollte belohnt werden, wenn man etwas entwickelt, das es vorher nicht gegeben hat. Im Moment haben wir aber eine Pandemie, an der täglich irgendwas zwischen 6000 und 17000 Menschen sterben. Sollte man da nicht die Gewinninteressen weniger etwas zurückstellen? Und sollte da ein Impfstoffhersteller nicht die Anleitung zum Schutz gegen diese Pandemie der Welt zur Verfügung stellen? An jedem Tag, an dem weniger Impfstoff hergestellt wird, sterben Menschen. Und im Moment sterben viele Menschen, damit andere ein höheres Monatseinkommen haben. Ein sozialer Staat könnte hier eingreifen und ein Unternehmen dazu zwingen, das Patent herauszugeben. Man könnte den Impfstoffherstellern immer noch eine Beteiligung am Gewinn zusagen. Aber das passiert nicht. Im Moment sind ~2,5 Millionen Menschen an Corona verstorben.

Wird jetzt alles besser?
Leider nein. Trotz Impfung gibt es noch zahlreiche Probleme. Erstmal müssen genug Menschen geimpft werden. Zum einen gibt es da logistische Probleme. Zum anderen ist ein weiteres Problem: der Mensch. Die Impfbereitschaft ist zu niedrig, um die sogenannte Herdenimmunität herzustellen. Hierfür ist vor allem relevant, inwiefern sterilisierende Immunität (= nach Impfung nicht mehr ansteckend sein) durch die Impfung gegeben ist. Ebenso ist unbekannt, wie lange die Impfung wirken wird. Ähnlich wie bei der Grippe, mutiert Corona und müssen die Impfstoffe angepasst werden. Von all diesen Dingen hängt ab, wie schnell die Ausbreitung eingedämmt werden kann. Verschwinden wird Corona so schnell leider nicht mehr. Aber dennoch bleibt die Impfung die einzige Möglichkeit, um den Lockdown zu verlassen. Und das sollte sich wirklich jeder Skeptiker oder Impfverweigerer durch den Kopf gehen lassen: Ohne Impfung bleibt alles, wie es ist bzw. werden die Einschränkungen noch viel heftiger.

Meine Erfahrung mit Astrazeneca
Ich bin vorgestern geimpft worden. Eigentlich wäre ich noch gar nicht an der Reihe, aber da im Moment Millionen Dosen Astrazeneca Impfstoff rumliegen, weil die keiner haben will, kann ich das moralisch vertreten. Mit einem 70%igen Schutz vor Infektion und einem sehr viel höheren Schutz vor schweren bis mittelschweren Verläufen (zum Vergleich: die Grippeimpfung hatte in den letzten 15 Jahren eine durchschnittliche Wirksamkeit von ~40%) kann man sehr zufrieden sein. Mein Arm tat die ganze Zeit über gar nicht weh. Am Mittag der Impfung spürte ich keine Einschränkungen. Gegen Abend begannen leichte Kopfschmerzen. Kurz vor dem Schlafengehen gingen dann Schüttelfrost und Hitzewallungen los, aber in Maßen. Hatte erst kurz vor dem Schlafen erhöhte Temperatur. Nachts scheine ich gefiebert zu haben, zumindest habe ich viel geschwitzt. Am Morgen danach plagten mich noch sehr leichte Kopfschmerzen und ein sehr leichtes Schwächegefühl. Von demografisch vergleichbaren Bekannten (N≈10) habe ich vernommen, dass sie alle vergleichbare Nebenwirkungen hatten, teils aber noch bis zum Abend des Folgetages. Astrazeneca selbst sagt, dass Nebenwirkungen nur in 73% der Impffälle auftreten. 24 Stunden nach der Impfung war ich wieder fit.

Signal

Ich habe 2017 ja hier schon mal kurz was über Messenger geschrieben. Im Moment scheinen wegen geänderter WhatsApp AGB wieder mehr Leute zu wechseln. Das ist natürlich begrüßenswert, obwohl sich für EU Bürger durch die neuen AGB kaum etwas ändert. Warum solltest auch du zu Signal wechseln? Folgende Grafik gibt einen kruzen Überblick:Ende zu Ende Verschlüsselung bedeutet, dass die Nachrichten von eurem Telefon aus verschlüsselt verschickt und erst auf dem Telefon des Empfängers wieder entschlüsselt werden. Es kann also niemand den Inhalt lesen. Es interessiert natürlich niemanden, was du und deine beste Freundin über den Bachelor schreiben, aber für die Marketingabteilung großer Firmen sind die Informationen über die Chatinhalte einer großen Menge Menschen sehr viel Geld wert. Ebenso freuen sich Regierungen, die noch etwas weniger demokratisch funktionieren als unsere, wenn sie die Nachrichten kritischer Bürger auslesen können. China zum Beispiel nutzt solche Informationen für die systematische Internierung und Ermordung der Uiguren. Ja ich weiß, extremes Beispiel. Aber es geht um das Prinzip. Ein weniger extremes Beispiel mit großer Tragweite: Die Enthüllungen darüber, dass die NSA widerrechtlich ungefähr jeden überwacht, wäre ohne verschlüsselte Dienste wie Signal undenbar gewesen. Snowden empfiehlt Signal.
Open Source (also quelloffen) bedeutet, dass jeder den vollständigen Code des Messengers einsehen kann. Das bringt Menschen, die keine Ahnung vom Programmieren haben, erstmal nichts. Zum Glück gibt es viele, die Ahnung davon haben, und sofort feststellen würden, wenn da auf einmal “schicke alle Daten an Facebook” drin stehen würde. Durch die Quelloffenheit weiß man, dass die Verschlüsselung und alle Daten sicher sind und man sich nicht auf das Wort der Entwickler verlassen muss.
Messenger, die diese beiden Merkmale nicht aufweisen, sollten eigentlich von niemandem mehr benutzt werden. Jede Nachricht, die nicht über WhatsApp gesendet wird, ist erstmal eine gute. Da Signal im Vergleich zu allen anderen Messengern am besten dasteht, empfehle ich den Wechsel dorthin bzw. zumindest den parallelen Betrieb, solange ihr noch nicht alle eure “wichtigen” Kontakte überzeugt habt. Installieren könnt ihr Signal hier.

Update: Corona mich nicht voll!

Wie, der Scheiß ist immer noch nicht vorbei? Weswegen ist das so? Die Kurzversion: Deinetwegen. Die Langversion:

Zugegeben, am Anfang dieser Pandemie habe auch ich nicht mit diesem Ausmaß gerechnet. Das hatte unter Anderem damit zu tun, dass einige (nicht so freiheits- und demokratieliebende) Länder relativ schnell Herr der Lage geworden zu sein schienen. Es hatte auch damit zu tun, dass ich den Menschen zugetraut habe, sich an die im vorherigen Blogpost genannten Regeln zu halten. Mittlerweile wurden die sogar unter dem Akronym AHA so verpackt, dass man sie sich leichter merken kann. Zur Erinnerung, AHA bedeutet:
1. Abstand
2. Hygiene
3. Alltagsmaske

Mittlerweile gibt es Untersuchungen darüber, welche Maßnahmen hilfreich in der Eindämmung vom Virus sind. Nicht hilfreich sind da beispielsweise die von einem sachunverständigen bayrischen Ministerpräsidenten vorgeschlagenen Massentests. Abgesehen davon, dass Bayern es nichtmal schafft, die bisher Getesteten zeitnah (oder überhaupt) über ihre Ergebnisse zu informieren, müsste man so viele Menschen (zeitgleich) testen, dass das einfach unmöglich wäre. Eine weitere Maßnahme, die kaum einen Effekt zu haben scheint, ist die Ausgangsbeschränkung. Das liegt daran, dass das Problem nicht darin besteht, draußen zu sein. Dazu gleich mehr. Ebenso sinnlos ist das großflächige Besprühen öffentlicher Plätze mit Desinfektionsmittel, mit dem in Deutschland zum Glück nie begonnen wurde.
Das bringt uns zu einem umstrittenen Punkt: den Oberflächen. Schon zu Beginn der Pandemie hat Hendrik Streeck eine Studie durchgeführt um zu überprüfen, ob sich Corona über Oberflächen überträgt und ist zu dem Schluss gekommen, dass das nicht so ist. Seine Studie hatte leider methodologische Schwächen und wurde auch auf sehr unkonventionelle Art und Weise “veröffentlicht” (Streeck hat die Werbeagentur von Ex-Bild Chef Diekmann mit der PR für die Studie beauftragt). Das RKI meint dazu, dass eine Übertragung bei hoher Viruslast möglich ist. Das gilt auch für die eigenen Hände. Deshalb scheint Hygiene sinnvoll zu sein. Ebenso unklar ist die Wirkung von Masken. Die WHO hat das zwar mal untersuchen lassen, musste aber auch methodologische Schwächen einräumen. Möglicherweise sorgen Masken dafür, dass Menschen sich eher an Abstandsregeln halten, weil sie beim Anblick an die Allgegenwärtigkeit des Virus erinnert werden. Möglicherweise denken Menschen aber auch, dass Abstand durch die Masken nicht mehr so notwendig ist. Sicher ist, dass Alltagsmasken größere Tröpfchen (= potenziell hohe Viruslast) zurückhalten und Aerosole mehr verstreuen. Sie sind also wahrscheinlich auch sinnvoll.
Zu guter letzt kommen wir zu der Maßnahme, die mit Abstand (höhö) die größte Wirkung hat: der Abstand. Veranstaltungen mit vielen Gästen zu verbieten war effektiv. Den Schulunterricht nur noch über Internet per Video stattfinden zu lassen auch. Und auch das Verbot von Treffen größerer Gruppen gehörte dazu. Das will nur anscheinend keiner so richtig wahrhaben. Ich kann mich da auch nicht ausschließen. In den letzten 14 Tagen hatte ich Kontakt zu 7 Haushalten. Und da zählen die Kontakte auf der Arbeit noch nicht zu. Hätte ich mich also vor 14 Tagen angesteckt, wäre mein persönlicher R-Wert 7. Und hätten sich alle 7 Haushalte so verhalten wie ich, hätten wir potenziell 48 neuinfizierte Haushalte. In China könnte man alle diese Haushalte leicht per Handy ausmachen und in Quarantäne stecken: Problem gelöst! Die deutsche Corona App könnte sowas leider (oder zum Glück) nicht leisten, aber die wurde sowieso von zu wenigen Leuten installiert – auch wenn ihr Grundgedanke gut ist. Nur Abstand schützt wirklich. Gerade zu Weihnachten ist das eine für viele schmerzhafte Realität. Die meisten Menschen, mit denen ich bisher gesprochen habe, wollen sich über die Empfehlungen zur Kontaktbeschränkung hinwegsetzen. Mit Eltern, Großeltern, Geschwistern und Partnern kommt man sehr schnell auf sehr viele Haushalte. Leider sind Kontaktbeschränkungen nicht nur sehr sinnvoll, sie sind auch das einzige wirklich wirkungsvolle Mittel, um die Ausbreitung von Corona einzudämmen. Und leider müssen wir uns da alle an die eigene Nase fassen und uns noch weiter einschränken.

Die Landesregierung von NRW hat noch vor wenigen Tagen an einem Weihnachten mit gelockerten Regeln festgehalten. Mittlerweile ist der sachunkundige nordrhein-westfälische Ministerpräsident zurückgerudert und erwägt nun doch starke Einschränkungen. Diese könnten bei der heutigen Bund-Länder Konferenz beschlossen werden. Man könnte meinen, dass der Ministerpräsident schlecht beraten wurde. In seinem Beratergremium sitzt nur ein Virologe. Und das ist Streeck.

Eigentlich müssten wir alle hoffen, dass es härtere Kontaktbeschränkungen geben wird. Und eigentlich müssten wir uns alle (jetzt schon) an sie halten. Corona tötet in Deutschland im Moment täglich über 500 Menschen. Zum Vergleich: In eine Boeing 747 passen 440 Menschen. Das ist ein Flugzeugabsturz jeden Tag. Ich wünsche euch frohe Weihnachten!

Corona mich nicht voll!

Falls du gerade vom Hamsterkauf nach Hause kommst oder in FFP2 Maske durchs Internet surfst, enttäuscht dieser Beitrag dich vielleicht. Denn ich komme zu dem Schluss, dass die medial befeuerte Hysterie über Covid-19 unnötig ist.

Hard Facts
Weltweit gibt es 85000 Infizierte (Live Map). Das Virus verläuft in ungefähr 80% der Fälle weniger schlimm als eine gewöhnliche Grippe. 15% der Fälle verlaufen schwer, 5% kritisch, die Mortalitätsrate beträgt 2%. Wahrscheinlich sind diese Zahlen sogar noch zu groß, da der Verlauf oft so milde ist, dass Leute gar nicht zum Arzt gehen und somit nicht erfasst werden. Bisher sind weltweit schon 40.000 Menschen wieder genesen, 3000 gestorben, davon waren lediglich 0,5% unter 50 und fast alle schwer vorerkrankt.

Wie kann ich mich sicher vor Covid-19 schützen?
Gar nicht. Durch regelmäßiges Händewaschen und –desinfizieren (Video) lässt sich das Risiko, sich anzustecken, reduzieren. Sich nicht ins Gesicht zu packen, würde helfen, aber probier’ das mal! Es wird dir nicht gelingen. Außerdem besteht weniger Gefahr einer Exposition, wenn man einfach weniger dahin geht, wo sich andere Menschen aufhalten. FFP2/3 Masken brauchen höchstens Mitarbeiter in Krankenhäusern mit andauerndem Kontakt zu infizierten Personen. Im Alltag kontaminiert man die sowieso früher oder später.

Niesetiquette
Dadurch, dass man sich schützt, schützt man auch seine Mitmenschen. Wer Fan von Mitmenschenschutz ist, kann weiterhin darauf achten, beim Niesen einen guten Meter von Anderen entfernt zu stehen und in ein Einmaltaschentuch (danach Hände desinfizieren) oder die Armbeuge zu niesen. Zusätzlich könnte man noch einen Mundschutz tragen und hoffen, dass der die meisten Keime zurückhält. Vor Ansteckung schützt der nicht.

Was tue ich bei grippeähnlichen Symptomen?
Zu Hause bleiben. Sollten die Symptome schwer werden, Arzt oder Krankenhaus anrufen.
Und das war es auch schon. Mehr kann man nicht tun. Du wirst wahrscheinlich nicht erkranken. Falls du dich ansteckst, verläuft die Krankheit wahrscheinlich nur leicht. Falls sie doch schwer verläuft, stirbst du wahrscheinlich nicht daran. Und falls doch, ist eh alles egal, denn dann bist du tot.

Fazit
Wir werden alle sterben. Nur eben nicht an Covid-19. Es gibt keine Sicherheit. Ob zu Hause oder draußen, es erwarten dich überall Gefahren, die wahrscheinlicher und tödlicher auftreten als dieses Virus. Also: Ab auf die Wiese zum Spielen – mit Abstand zu den anderen Kindern! Und – wenn du nicht vom Auto überfahren wurdest – danach brav die Hände waschen!

Europawahl 2019

Ich hätte gerne einen hardcore recherchierten Beitrag zu dem Thema verfasst, aber offensichtlich waren andere Dinge wichtiger. Deswegen kommt jetzt in aller Kürze nur ein Bisschen Meinung:

Morgen ist Europawahl. Oder besser gesagt EU Wahl. Die Bürger der Mitgliedstaaten der Europäischen Union wählen ihre Volksvertreter, das Parlament. Das ist für die EU das, was der Bundestag für Deutschland ist. Im Gegensatz zur Bundestagswahl hat man bei der EU Wahl nur eine Stimme. Diese gibt man für die Liste einer Partei ab. Erhält eine Partei also fünf Sitze, landen dort die ersten fünf Politiker der Liste. Im EU Parlament finden sich dann alle gewählten Vertreter aus allen Ländern zu Fraktionen mit ähnlichen Interessen zusammen, ähnlich wie es im Bundestag die Parteien tun. Die Wahlbeteiligung ist leider oft sehr niedrig. Aber das bedeutet auch, dass deine Stimme verhältnismäßig gewichtig ist. Also geh’ wählen!
Nur wen? Da muss sich jeder selbst informieren. Ich werde hier nur von ein paar Möglichkeiten abraten:

CDU / CSU: Die “christlichen” Parteien, die sich absolut nicht christlich verhalten. Als besonderes Schmankerl möchte ich exemplarisch die Entwicklung des neuen Urheberrechts anführen. Dazu habe ich hier und hier schon mal etwas geschrieben. Besonders bedenklich ist die große Einflussname des Axel Springer Verlags in diesem Verfahren. Aber da kann man Voss keinen Vorwurf machen: Wer den gleichen Vornamen wie man selber trägt, der kann keine bösen Absichten haben.
SPD: Die “sozial””demokratische” Partei, die weder soziales noch demokratisches Handeln besonders zu auszuführen vermag. Exemplarisch ein aktuelles Beispiel von vor zwei Tagen: Olaf Scholz verhindert eine europäische Initiative, in der Unternehmen öffentlich machen sollen, in welchem Land sie Gewinn machen und wie viel Steuern sie darauf zahlen. Die SPD hat in ihrem Programm das Ziel formuliert, Transparenz zu vergrößern und Konzerne fair zu besteuern. Scholz macht hier das genaue Gegenteil. Und das hat in der Partei leider System. Wie viele Jahre will sich die SPD noch wohlklingende Ziele setzen, um sie anschließend im Interesse von irgendwelchen Gruppen undemokratisch über Bord zu werfen?
Piraten: Das mir am attraktivsten erscheinende Programm dieser Wahl haben die Piraten verfasst. Leider ist die Partei voll von äußerst persönlichkeitsauffälligen Menschen, denen ich ungerne die Vertretung meiner Interessen anvertrauen möchte. Zudem hat die Speerspitze des parlamentarischen Kampfes gegen die o. g. Urheberrechtsreform, Julia Reda, die Partei unlängst verlassen. Ihr Generalsekretär, der zuvor auf Listenplatz 2 stand und nun auf Platz 1 aufgerückt ist, hat sich nach einer Untersuchung des Parlamentsbeirats für Belästigung am Arbeitsplatz mehrfach der sexuellen Belästigung schuldig gemacht. Die Partei entschied sich jedoch gegen Sanktionen gegen ihn.
EU-Skeptiker: Es hat ja schon etwas Ironisches, Menschen in das Parlament zu wählen, die das Parlament gerne auflösen möchten. Quasi Arbeitsverweigerung mit Ansage. Eine Mehrheit werden sie im Parlament nicht bekommen, also sind das vielleicht auch alles Masochisten. Bei aller berechtigter Kritik an der EU wie bspw. mangelnder Transparenz der Prozesse oder Entscheidungen “mächtiger” Mitgliedstaaten zu Lasten kleinerer Mitgliedstaaten muss man doch festhalten, dass die EU seit langer Zeit den Frieden und die wirtschaftliche Entwicklung fördert. Sie ist eine Errungenschaft, die unsere Lebensqualität verbessert. Sie muss auf jeden Fall reformiert, aber auch keinen Fall abgeschafft werden.
Tier- & Umweltschutz: Alleine in Deutschland gibt es vier Parteien, die sich mehr oder weniger ausschließlich diesem Thema verschrieben haben. Ich halte das auch für wichtige Themen. Seine Wahlentscheidung zu sehr an ihnen fest zu machen, halte ich aber für bedenklich. Denn zum einen finde ich es wichtig, auch eine breitere Perspektive für eine Gesellschaft in ihrer Komplexität, für Recht und Ethik, für Wirtschaft und internationale Themen zu haben. Außerdem haben wir in Deutschland schon vergleichsweise gute Gesetze zum Schutz von Tier und Umwelt. Gerade was die Umwelt betrifft, ist der Klimaschaden, den Deutschlands anrichtet im Vergleich zu Ländern wie China, den USA oder Indien kaum existent. Ebenso kommt vergleichsweise wenig Müll in den Ozeanen aus Deutschland. Das heißt nicht, dass wir das nicht ändern sollten. Lediglich die Priorität dieser Themen ordne ich daher anderen unter.

Allen Neugierigen empfehle ich an dieser Stelle nochmal abgeordnetenwatch.de. Hier kann man sich von jedem Politiker das komplette Abstimmverhalten der letzten Legislaturperiode angucken. Dort kann man also sehen, ob sich Parteien an ihr Programm halten oder Unfug verzetteln. Und für alle unentschlossenen last minute Entscheider ist hier der Link zum Wahl-O-Mat.

Die wichtigen Themen unserer Zeit

Nachrichten und Zeitungen melden in der Regel vermehrt das, was ihnen Aufmerksamkeit beschert. Das birgt ein Problem: Themen, die einem nicht unmittelbar als relevant oder interessant erscheinen, geraten in Vergessenheit. Was sind eigentlich die wichtigen Themen unserer Zeit?
Da gäbe es die globale Erwärmung. Von einigen noch als Märchen abgetan, ist sich die Mehrheit der wissenschaftlichen Welt sicher, dass eine durch Menschen beeinflusste globale Erwärmung stattfindet. Aktuelle Prognose malen ein düsteres Bild über die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und den Wandel von verfügbaren Lebensraum. Länder wie die USA oder China, die ungefähr 38% des weltweiten CO2 ausstoßen, scheinen das aufgrund kurzfristiger Interessen zu ignorieren. Zum Vergleich: Deutschland trägt ungefähr 2% der Emissionen bei.
Daneben herrschen circa 20 Kriege und 350 bewaffnete Konflikte auf der Welt. Letztere haben für uns (= Menschen in Deutschland) wegen ihres lokalen Charakters geringere Bedeutung. Afghanistan, Syrien und Yemen sind da schon bedeutungsvoller. Im Hintergrund geht es dabei um die wirtschaftliche Position einiger Atommächte. Bei deren nationalen Interessen ist eine diplomatische Lösung im Moment undenkbar, aber eigentlich notwendig.
Der Blick auf die internationale Bühne ist frustrierend. Schauen wir also ins eigene Land. Schauen wir in die Zukunft. Nach dem gegenwärtigen System werden wir im Alter große Probleme mit der Finanzierung der Rente bekommen. Ein Plan zur Finanzierung wäre notwendig.
Mit der Allgegenwart von Computern steigen auch die Möglichkeiten, diese einzusetzen. Viele Dienstleistungen & Planungsverfahren können digitalisiert werden, Kommunikation erfolgt mehr und mehr elektronisch. Trotzdem fühlen sich viele Menschen mit dem Gebrauch neuer Technik überfordert. In den Schulen wird viel zu wenig Wert darauf gelegt, Schülern den Umgang mit und die Technik hinter Computern zu vermitteln. Die Risiken, die diese Entwicklung mit sich bringt kann, werden zu wenig beleuchtet. Das ist zum einen ein bildungspolitisches Thema. Zum anderen muss man überlegen, was man mit Menschen macht, deren Berufe durch Digitalisierung verschwinden oder die nicht in der Lage sind, die neue Technologie zu bedienen.
Das dahinter liegende Thema glaube ich Gerechtigkeit. Um sich damit auseinanderzusetzen, muss man gar nicht unbedingt in die Zukunft blicken, sondern kann in der Gegenwart bleiben. Dadurch, dass Reichtum reich macht, geht die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander. Das ist in der Regel schlecht für eine Gesellschaft. Die Herausforderung besteht darin, den schlechter Qualifizierten und Verdienenden einen lebenswerten Platz im System zu schaffen und gleichzeitig Leistung nicht unattraktiv zu machen. Hierbei könnte man sich auch das Gesundheitssystem genauer angucken.
Zu guter Letzt ist da noch eine Sache, die mir persönlich am Herzen liegt, nämlich Werte. In einer Kultur, in der Individualismus und Leistungsfähigkeit besonders betont wird, haben es Menschen, die hinter dem Standard zurückbleiben, oft schwer. Indem man sich mehr auf das eigene Wohlergehen als das aller konzentriert, geht es einem kurzfristig sicher besser. Langfristig jedoch kann das fatale Folgen für eine Gesellschaft haben. Es bedürfte auch auf öffentlicher Ebene einer bewussteren bzw. nuancierteren Auseinandersetzung mit dem, was uns als Menschen ausmacht und dem Schaden, den egoistische Handlungen verursachen können. Wie kann ein Miteinander aussehen, auch, wenn es große Unterschiede in Meinungen gibt?

Alle diese Bereiche sind unglaublich komplex und werden nicht leichter zu überschauen, je mehr Interessensverbände es in ihnen gibt. Es kann aber nicht schaden, sich hin und wieder zu vergegenwärtigen, was wirklich wichtig ist.

Terminservice- und Versorgungsgesetz – Petition

Die 50000 Unterschriften, die nötig sind, damit der Bundestag sich mit dem Thema befassen muss, sind zwar bereits erreicht, jedoch dürfte eine möglichst große Anzahl an Unterschreibenden symbolischen Wert haben.
 

Jens Spahn hatte die Idee, dass erst eine externe Person mit einem psychisch kranken Menschen sprechen soll, die dann beurteilt, ob dieser überhaupt eine Behandlung braucht, bevor selbiger Mensch ein Gespräch mit einem Psychotherapeuten haben darf.
Zum Vergleich: Hast du eine körperliche Krankheit, gehst du zum Arzt (Fachperson für körperliche Krankheiten), der dann über die Behandlung entscheidet. Hast du eine psychische Krankheit, müsstest du bei der von Spahn vorgeschlagenen Neuregelung erst mal zu einem Beurteiler, dem dein Herz ausschütten und anschließend – wenn er es für nötig hält – zu einem Psychotherapeuten (Fachperson für psychische Krankheiten).
Bisher ist es eigentlich schon unnötig kompliziert: Du gehst zum Psychotherapeuten (Fachperson für psychische Krankheiten), der muss nach fünf Behandlungsstunden einen Antrag auf Therapie schreiben und den einem Gutachter (Fachperson für psychische Krankheiten) vorlegen, der dann entscheidet, ob die Therapie so stattfinden kann.

 
Wenn du also gegen eine noch komplizierte Neuregelung bist, die es psychisch Kranken noch schwerer macht, an einen Therapieplatz zu kommen, als ohnehin schon, dann unterschreibe doch die Petition. Geht auch ganz schnell.